Pyrrolurie, nicht nur ein Thema für Kinder
Was ist Pyrrolurie?
In der Fachsprache lautet die Definition: Die Pyrrolurie ist eine genetisch deteminierte, familiär gehäuft auftretende biochemisch-enzymatische Störung des Häm-Stoffwechsels. Normalerweise kommen die Pyrrole nicht in freier Form im Urin vor, sondern u.a. an die Gallensäuren und den Gallenfarbstoff gebunden und werden mit dem Stuhl ausgeschieden. In freier Form haben die Bausteine eine chemische Verbundenheit zu Pyridoxal-5-phospat, es entsteht eine stabile Schiff`sche Base. Es bildet sich damit ein Zink-chelierender Komplex, der mit dem Urin ausgeschieden wird. So werden die beiden wichtigen Nutrienten dem Körper entzogen.
Versuchen wir es etwas einfacher
Die Pyrrolurie ist eine vererbbare organische Störung im Blutstoffwechsel. Pyrrole, die Bausteine im Blut, werden eigentlich u.a. mit dem Gallenfarbstoff über den Stuhl ausgeschieden. Bei Pyrrolurikern entsteht durch die Störung eine stabile Verbindung von aktivem B6 und Zink, die mit dem Urin ausgeschieden wird und deshalb dem Körper nicht zur Verfügung steht. Dieser Nährstoffmangel führt zu einer mehr oder weniger massiven Störung im gesamten Stoffwechsel und löst dementsprechend unterschiedliche körperliche, geistige und seelische Beschwerden aus.
Einige typische Verdachtsmomente für Pyrrolurie:
- Ängste, Depressionen, starke emotionale Schwankungen
- Schlafstörungen, Konzentrationsmangel, Wahrnehmungsstörungen
- Zwanghaftes Verhalten, Vermeidungstaktiken, Panikattacken
- Unklare neurologische Symptome, unklare wiederkehrende Ängste
- Hirnfunktionsstörungen, innere Unruhe, Traumerinnerungslücken
- Infektionsneigung Wundheilungsstörungen, Allergien, Haar - und Hautprobleme
- Asthma, Lebensmittelunverträglichkeit, unspezifische Autoimmunphänomene, Haut – und Haarprobleme
- Kopfschmerzen, Migräne, Übelkeit
- Knochen, Gelenk- und Muskelbeschwerden
- Lernschwäche, Verhaltensauffälligkeit, Unruhe, Legasthenie
- Stressunverträglichkeit – Aufmerksamkeitsprobleme
Etwas Geschichte zur Pyrrolurie
Die Entdeckung der Mangelerscheinung ist das Ergebnis einer gezielten Suche nach einer Substanz, die psychische Krankheiten erklären kann. 1961 wurden die Erkenntnisse von Irvine aufgegriffen. Es gelang ihm 1969, nach größeren methodischen Problemen, bei den Kranken einen Mangel an Zink mit Kupferüberschuß nachzuweisen.
1970 wurden seine Ergebnisse bestätigt. 1973 stellten Carl C. Pfeiffer und Irvine fest, dass die Pyrrolurie eine kombinierte Mangelerscheinung vom Vitamin B6, Zink und Magnesium ist.
Die beiden beschrieben und charakterisierten die Pyrrolurie, danach wurden die Ergebnisse, warum auch immer, fast vergessen. Der Umweltmediziner Dr. Bodo Kublinski aus Rostock schlägt seit den 80er Jahren vor, dass bei Kindern mit Auffälligkeiten in der Schule z.B. ADHS, ADS usw. der Verdacht auf Pyrrolurie vor anderen Maßnahmen ausgeschlossen werden sollte.
Die Pyrrolurie eine Mangelerscheinung mit Folgen, die besonders unter Stress das tägliche Leben beeinflusst. Vitamin B6, ist als Coenzym an ca. 100 metabolischen (verändernden) Prozessen beteiligt, Zink ist an ca. 200 Enzymaufbauten beteiligt. B6 benötigt zur Umwandlung in die aktive Form die Cofaktoren Magnesium und Riboflavin (Vitamin B2). Bei einem Mangel an B6 wird z.B. eiweißhaltige Nahrung weniger gut vertragen, außerdem wird die Nervenstoffbildung eingeschränkt, was sich besonders auf das Serotonin auswirkt.
Durch den Serotoninmangel treten vermehrt Konzentrationsstörungen, Denk-, Wahrnehmungs- und Lernstörungen auf. Kopfschmerzen, Migräne, psychische Erkrankungen, Darm- und Gelenkbeschwerden können auch ein Zeichen von Serotoninmangel sein. Was bei näherem Hinsehen auffällt, ist das Zusammentreffen von Beschwerde- und Befindlichkeitsstörungen in den verschiedensten Bereichen.
Unter normalen Lebensbedingungen wird bis zu einen bestimmten Wert, diese Stoffwechselstörung vom Körper recht gut kompensiert. Sobald außergewöhnliche Belastungen auftreten, bricht dieses Schutzsystem zusammen und der Mensch leidet an den unterschiedlichsten Symptomen, die sehr verwirrend sind und ihn oftmals von Arzt zu Arzt gehen lassen.
Damit B6 die gewünschte erhöhte Bioverfügbarkeit hat, müssen die andern B Vitamine als Komplex dazugegeben werden.
Bitte beachten Sie: An dieser Stelle möchte ich noch einmal wiederholen. Mit allen genannten Beschwerden müssen Sie grundsätzlich erst zum Arzt gehen. Ich kann Ihnen danach zeigen, was Sie begleitend für sich tun können.
Hier einige Informationen zu den Vitaminen
Vitamin B6 / Pyridoxin immer in Verbindung mit den anderen B Vitaminen nehmen, also als Komplex. Es liefert der Leber Enzyme, die von den Aminosäuren weiter verwertet werden, und reguliert den Eiweißstoffwechsel. Wenn ein Mensch sehr viel Stress hat, liefern sie uns die sogenannten biogenen Amine aus den Eiweißbausteinen, das praktisch aktive geladene Eiweiß. Es ist uns allen bekannt, dass wir bis zu 70 % mehr seelischen und nervlichen Stress haben, als unsere Vorfahren.
In Form von Leistungsdruck, Existenzsorgen, Konflikten, Ängsten, Überforderung, Depressionen usw. Außerdem sorgt die tägliche Reizüberflutung für eine stetige Anspannung, die von Kindern gar nicht verarbeitet werden kann.
Dafür reicht bei einem gesunden Menschen vielleicht das Eiweiß und Vitamin B6 aus, ein Pyrroluriker leidet unter dem Alltagsstress, weil er das Vitamin B 6 zum Stressabbau nicht zur Verfügung hat. B spielt eine wichtige Rolle in unserem Immunsystem. Ein Mangel führt zu einer schlechten Qualität oder zur Abnahme der Antikörper. Außerdem schrumpft die Thymusdrüse, das Hauptquartier unseres Immunsystems, noch schneller, als es ohnehin mit zunehmendem Alter geschieht.
Bei Frauen in den Wechseljahren führt der Mangel an B6 oft zu einem schnelleren Knochenabbau. Zusammen mit Folsäure und B12 kurbelt B6 die Umwandlung von Methionin in Zystein, an eine fürs Bindegewebe wichtige Aminosäure.
Ohne B 6, Folsäure und B 12 wird aus dem vorhandenen Zystein eine Substanz mit der Bezeichnung „Homozystein“ hergestellt, sie unterbindet die gesunde Verschweißung von robustem Kollagen. Das führt zu einer kränklichen Knochenstruktur, zur gefürchteten Osteoporose und begünstigt die Arteriosklerose.
Wenn wir jetzt darüber nachdenken, dass ein Pyrroluriker niemals ausreichend Vitamin B6 zur Verfügung hat, sind die Folgen offenkundig. Vitamin B6 macht Aminosäuren lebendig und die Nerven glücklich, es braucht dazu allerdings B2, sonst wird es nur zu einem Viertel aufgenommen. B6 wird in der Leber nicht gespeichert und nach ca. acht Stunden abgebaut.
Vitamin B sorgt außerdem für die Balance zwischen Natrium und Kalium in unserer Körperflüssigkeit. Das ist vor allem für unser Nervensystem sehr wichtig, denn Natriumionen steuern u.a. in den Nervenzellen der Muskeln die Impulse. Außerdem sammelt es in unseren Körperzellen Wasser an.
Ohne B6 führt das zu erheblichen Wasseransammlungen, den Ödemen, in den Beinen, Händen und im Gesicht. Wenn B6 fehlt, sind Eiweiße in ihrer aktiven Form mit einem Mal nichts mehr wert, sie werden im Körper zu faulendem Abfall. Das gilt besonders für die Eiweißbausteine, Tryptophan, Methionin und Glyzin, die im Hirnstoffwechsel, den Nerven- und Hormonstoffwechsel bestimmen.
Sie steuern die Glücksgefühle in allen Bereichen. Bei der Umwandlung von Tryptophan zum Nervenstoff Serotonin, der für Entspannung und Schlaf sorgt, sowie beim Bau des Nervenstoffs Dopamin oder des Stresshormons Noradrenalin und von Glyzin für den Nervenzellenschutz, braucht der Körper an erster Stelle B6.
Ohne B6 kann Tryptophan nicht zu Niazin, dem B 3-Vitamin umgewandelt werden.
B6 stimuliert die Versorgung von vielen Milliarden Nervenzellen, ihrer Kraftnahrung Glukose und hilft dabei gesund, stark und fit zu sein.
Die Folge von diesen Mangel sind Nervenschwäche, Mutlosigkeit, Schafstörungen und die Unfähigkeit, den Herausforderungen des Lebens zu begegnen. Da die B-Vitamine in der Natur nie isoliert vorkommen, ist es sinnvoll, die Mangelerscheinung Pyrrolurie mit einem guten orthomolekularen Komplex auszugeleichen. Neben dem B Komplex, fehlen dem Menschen mit der Diagnose Pyrrolurie auch noch Zink und Magnesium.
Zink... ist nach dem Eisen das zweithäufigste Spurenelement. Es ist Bestandteil von über 100 Enzymen und übernimmt damit eine zentrale Rolle bei einer Vielzahl biochemischer Reaktionen im Stoffwechsel. Zinkhaltige Enzyme sind an der Nukleinsäuresynthese und am Kohlenhydrat-, Lipid- und Proteinstoffwechsel beteiligt. Damit ist Zink für den Menschen von großer Bedeutung. In jeder Zelle ist Zink, außerdem gibt es besonders zinkhaltige Gewebe.Zinkhaltige Gewebe sind: Knochen, Muskeln, Prostata, Hoden, Ovarien, Haut, Haare und die Inselzellen des Pankreas. Wenn Zink fehlt, ist meistens zuerst das Immunsystem betroffen. Zink wirkt zusammen mit Mangan günstig auf die Psyche des Menschen. Außerdem wird Zink für die Keimdrüsen und fürs Wachstum benötigt. Zink, Mangan und Vitamin C vermindern die Kupferaufnahme, weil eine Kupferüberbelastung u.a. zu Depressionen führen kann.
Magnesium... ist aus der Sicht der orthomolekularen Lehre das wichtigste Mineral im Körper, besonders in der Zelle des Menschen.
Es ist für die Aktivierung von über 300 Enzymen wichtig, am Aufbau von körpereigenem Eiweiß und an der Zellteilung beteiligt. Magnesium ist auch für das Herz, die Muskeln und Nervenzellen zuständig. Ein Mangel kann zu Durchfall und Erbrechen führen, zu Bluthochdruck, Muskelschwäche, Leistungsminderung, Nervosität und Depressionen. Die richtige Menge ist nach meiner Meinung bei der Gabe von Zink und Magnesium wichtig.
Wie wird Pyrrolurie festgestellt?
Durch einen Urintest in einem speziellen Labor. Der Test kostet um die 40,- Euro. Anhand des so ermittelten Wertes kann die Vitamingabe festgestellt werden. Es sollten aus meiner Sicht nur orthomolekulare Vitamine genommen werden. Die Pyrrolurie ist eine vererbbare Mangelerscheinung. Wenn in der Familie die Pyrrolurie festgestellt wird, sind meist mehrere Familienmitglieder betroffen.
Was können Sie noch tun?
Um einen optimalen Erfolg zu erzielen, muss sich an den aus der Pyrrolurie entstandenen Verhaltensmustern etwas ändern und das nicht nur mit den Betroffenen. Ich beginne in den meisten Fällen, mit den Eltern der Kinder zu arbeiten.